Die mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien – eine der größten Musiklehranstalten Europas und eine der ältesten im deutschsprachigen Raum, (zunächst Konservatorium, dann Akademie, Staatsakademie, Reichshochschule, wieder Akademie, Hochschule und nunmehr Universität) blickt auf ihre Gründung im Jahr 1817 mit 24 SchülerInnen – 12 Knaben und 12 Mädchen – unter der Leitung von Antonio Salieri zurück.

Die heutige Universität begann also als eine Schule, in der beide Geschlechter zu gleichen Teilen vertreten waren und in der bald eine weibliche Lehrkraft für Gesang aufgenommen wurde. Es dauerte allerdings fast 80 Jahre, bis eine weibliche Lehrkraft für ein weiteres Unterrichtsfach engagiert wurde. Sogar in den Bereichen Gesang und Schauspiel, in denen aufgrund der system- bzw. fachimmanenten Gleichrangigkeit von Schülern und Schülerinnen eine höhere Anzahl an weiblichen Lehrenden zu erwarten wäre, herrschte an unserem Hause bis weit in das 20. Jahrhundert ein starkes Ungleichgewicht zwischen vielen weiblichen Studierenden und den wenigen Lehrerinnen.

spielmachtraum

©Martin Breindl

Gerade im Fach Klavier – das seit Anbeginn von weit mehr Schülerinnen als Schülern belegt wurde – fällt der niedrige Anteil an weiblichen Lehrkräften auf. Diese Tendenz setzt sich sogar bis in die heutige Zeit ungebrochen fort, so findet sich am Institut für Konzertfach Klavier der mdw im Jahr 2016 bei einem Studierendenverhältnis von 66 % Studentinnen zu 34 % Studenten unter den 13 Hauptfach-ProfessorInnen eine einzige weibliche Lehrkraft (erst seit 2015) Anders ist es nur in den „klassischen Frauenfächern“ Rhythmische Erziehung und Tanz (ein Fach, das an der mdw bis 1977 unterrichtet wurde).

Erst 1910 übersteigt an der Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien der Prozentsatz der weiblichen Lehrenden die 10 % Marke (bei einem Schülerinnen-Anteil von 53 %), 1920 erstmals die 20% Marke, 1972 die 30 % und erst 2008 die 40 % Marke.

 

Auch wenn sich das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Lehrkräften in der 200-jährigen Geschichte der mdw immer weiter angenähert hat, dominierten im Jahr 2015 nach wie vor die männlichen Lehrkräfte mit 59% im Verhältnis zu 41% weibliche Lehrkräfte, obwohl zum selben Zeitpunkt 54% der Studierenden weiblich und 46% männlich waren. Und auch diese Zahl spiegelt nicht die ganze Wirklichkeit wider, denn gerade bei den prestigeträchtigen ordentlichen Professuren überwiegen die Männer bei weitem, während Frauen mehrheitlich in weniger angesehenen und schlechter bezahlten Beschäftigungsverhältnissen (und vielfach im Nebenfach) zu finden sind.So hatten von den ordentlichen bzw. Universitäts-Professuren der mdw im Jahr 2015 Frauen nur 26% Prozent inne.

Dabei war die Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde engst mit dem Einsatz einer Frau verbunden: Fanny von Arnstein. Der Jahresbericht des Konservatoriums 1860 nennt unter dem Titel „Zur Chronik des Konservatoriums“ die 1811 gegründete „Gesellschaft adeliger Frauen zur Beförderung des Guten und Nützlichen“ und hebt die Rolle Fanny von Arnsteins als Initiatorin eines Konzerts hervor, bei dem die Gründung eines Musikvereins angeregt wurde. Dies führte 1812 zur Entstehung der Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaates und der dazugehörigen Singschule.

 

Die virtuelle Plattform spiel|mach|t|raum entstand anlässlich von 200 Jahre mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und ist eine Wissensplattform, in der spotlights auf die Frauen*geschichte des Hauses geworfen werden. Die Inhalte gehen auf eine mdw-Ausstellung gleichen Namens im Jahr 2011 zurück, an der elf Kolleginnen und zwei Kollegen der mdw sowie eine externe Genderforscherin aktiv mitgewirkt haben und deren Beiträge für das Internet aufbereitet und teilweise aktualisiert wurden. spiel|mach|t|raum versteht sich als project in progress und möchte dazu anregen, dass an der mdw noch (viel) mehr Gender Wissen in Musik*Theater*Film ans Tageslicht geholt wird.

Die Plattform spiel|mach|t|raum ist ein Kooperationsprojekt der Stabstelle Gleichstellung, Gender Studies und Diversität mit der Gender Professur am Institut für Kulturmanagement und Gender Studies sowie dem Archiv der mdw.